Mein Weg zum IRONMAN 70.3 Remich – von Simon Schmitz
von Simon Schmitz
Mein Wecker klingelte bereits um 05:30 Uhr. Schnell aß ich ein kleines Frühstück, schlüpfte in meinen Einteiler und schmierte mich fleißig mit Sonnencreme ein. Die sogenannten Sonnendecks in meinem Gesicht erhielten eine ganz besondere Behandlung: Sie wurden mit einem blauen Stift angemalt, welchen ich noch vom Surfurlaub im Jahr zuvor hatte. Was vor allem für „Blue Man Group“-Vibes sorgt, hatte aber einen klare Absicht: Es sollte sehr heiß werden und wenigstens im Gesicht wollte ich die Haut schützen.
Es sollte schon morgens so heiß werden, dass ich selbst um halb 7 meinen Einteiler nur bis über die Hüfte trug. In der Wechselzone angekommen, prüfte ich noch einmal mein Rad, insbesondere die Reifen. Diese waren zum Glück nicht geplatzt, wie es laut einem Offiziellen vom Veranstalter bei solchen Temperaturen schon öfter passiert war. Als ich mir gerade eine Pumpe geschnappt hatte, um die Reifen auf den perfekten Druck zu bringen, kam die schlechte Neuigkeit: Neoprenanzug verboten! Also kein extra Auftrieb für mich. Vor mir hatte ich: 1,9 km Schwimmen | 90 km Rad | 21,1 km Laufen
Start in meinen ersten IRONMAN 70.3
Als es dann – nur mit Einteiler und ohne Neo – ins Wasser ging, war es weniger chaotisch als befürchtet. Der Rolling Start, bei dem nur alle paar Sekunden drei Athleten ins Wasser gelassen wurden, war eine gute Idee, um das ganze zu entzerren. Das Schwimmen lief auch ohne Neo recht gut für mich. Und das obwohl ich sicher ein paar extra Meter gemacht habe, da es gar nicht so leicht ist, im Freiwasser in einer geraden Linie zu schwimmen. Ganz so schlimm wie es in Strava aussieht, war es zwar nicht, aber der schnellste Weg sicher auch nicht.
Nach knapp über 40 Minuten stieg ich dann aus dem Wasser. Meine Surfer-Sonnencreme hatte deutlich mehr gelitten als ich, denn es schimmerte nur noch leicht bläulich in meinem Gesicht.
Auf wackeligen Beinen machte ich mich dann auf in Richtung Wechselzone 1. Meine zwei Ängste hatten sich zum Glück nicht bewahrheitet: 1. Das Band mit meinem Chip war noch um meinen Knöchel. 2. Und ich hatte auch nicht vergessen, Socken in meinen Beutel in der Wechselzone zu packen. Denn 90 Kilometer lang wollte ich auf gar keinen Fall ohne Socken in meinen Radschuhen stecken!
Radfahren: Ab in meine Paradedisziplin
Der Wechsel verlief ganz rund, außer dass ich Ewigkeiten brauchte, um in meine bereits eingeklickten Radschuhe zu kommen. Nachdem auch diese Hürde geschafft war, ging es los auf die wilde Fahrt. Zunächst mit Rückenwind und einem Schnitt deutlich über 40 km/h entlang der Mosel bis zum Wendepunkt kurz vor Grevenmacher. Im Abschnitt in die entgegengesetzte Richtung – nun mit Gegenwind – hatte ich das erste kleine Problem. Bei einer Bodenwelle sprang der an meinem Rad angebrachte Behälter für Ersatzschlauch und Co. auf und ich musste kurz anhalten, um alles wieder reinzuquetschen und zu schließen.
Nachdem das behoben war, wurde gleich wieder Tempo aufgenommen. Da ich ja nicht umsonst beim RV Schwalbe Trier trainiere, konnte ich einige Radfahrer überholen, was natürlich jedes Mal extra Motivation lieferte. Insgesamt verlief der Radteil sehr gut und ich konnte mich von Platz 98 in meiner Altersklasse nach dem Schwimmen auf Platz 51 vorarbeiten.
Last but not least: Let’s run!
Nach einem zweiten schnellen Wechsel ging es in die dritte und letzte Disziplin: den Lauf. Ich wusste zwar zu diesem Zeitpunkt schon, dass dieser hart werden würde. Aber ich wusste nicht, wie unfassbar hart der Lauf werden würde! Ich freute mich eigentlich darüber, den Rad-Part abgeschlossen zu haben, weil mir nun kein Defekt oder Sturz mehr einen Strich durch die Rechnung machen konnte. Nach den Sorgen um den verloren Chip und die vergessenen Socken jetzt also noch eine Sorge weniger. So kann es weiter gehen! Doch schnell wurde klar, dass die kommenden 21,1 Kilometer die größte und härteste sportliche Herausforderung meines Lebens werden würden. Die Sonne brannte nun um die Mittagszeit unerbittlich mit über 33 Grad im Schatten. Und ich wurde immer langsamer und langsamer.
Jede Verpflegungsstation war wie eine Oase in der Wüste, um die sich immer viele Athleten tummelten. Ich versuchte mich dann von Verpflegungsstation zu Verpflegungsstation zu hangeln: wichtig für die Motivation! Doch selbst dieser Trick reichte irgendwann nicht mehr, um meinen müden Körper davon abzuhalten, eine Gehpause einzulegen.
„Zu meiner Beruhigung ging es allerdings nicht nur mir so, denn zu diesem Zeitpunkt des Wettkampfs hätte man es stellenweise auch für einen gemütlichen Sonntagsspaziergang halten können. Wobei, wer macht schon einen Sonntagsspaziergang bei einer solchen Hitze!?“
Simon Schmitz
Meine Freundin und meine Eltern im Publikum sowie der Gedanke, dass meine Reise zum Ironman 70.3-Finish fast geschafft waren, motivierten mich dann doch noch einmal dazu, in einen Laufschritt zu verfallen. Am Ende war der rote Teppich und das berühmte IRONMAN-Tor dann mein Ausweg aus dem Backofen von Remich. Siehe da, am Ende fand ich sogar noch die Energie um nicht nur ins Ziel zu laufen sondern sogar zu springen.
Der Weg zum Ironman war ein langer. Nicht nur in Remich, denn das war ja schließlich nur die Schlussetappe, sondern vor allem das aufwändige und zeitintensive Training im Vorfeld.
Ich bin stolz, diesen harten Weg geschafft zu haben und bin gespannt, welche sportliche Herausforderung ich mir als nächstes aussuche. Allerdings werden jetzt zu erst einmal die Beine hochgelegt, um meinem Körper seine verdiente Pause zu geben.
Herzlichen Glückwunsch zum ersten Ironman 70.3-Finish, lieber Simon!
Gleiches gilt übrigens für unser Vereinsmitglied Tine Hausmann. Glückwunsch!
Wer jetzt immer noch nicht genug vom Triathlon-Game hat, findet hier den Aftermovie vom IRONMAN 70.3 in Remich:
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